V wie Vera

Biotop Gartenteich

Die Gäste kommen

Wenn die Temperaturen in den Frühjahrsnächten etwa 6° C betragen, kommen die Erdkröten und Grasfrösche aus ihren Winterverstecken hervor und wandern zu ihren angestammten Laichgewässern. Doch auch neue Teiche werden ausprobiert, wenn sie vielversprechend erscheinen.

Der Teich im April

Vor etwa 15 Jahren begann es hier mit einem kleinen Klumpen Froschlaich. In den Jahren danach waren erst wenige, dann immer mehr Frösche in jedem Frühjahr zu Gast. Es dauerte nochmals einige Jahre, bis die erste Laichschnur einer Erdkröte im Schilf gespannt wurde, wahrscheinlich war es wieder nur ein einzelnes Paar, das die Gastfreundlichkeit des Teiches erprobte.

Krötenpaare am Ufer

Treffen die Erdkrötenmännchen bei ihrer Wanderung unterwegs auf ein Weibchen, so umklammern sie es unterhalb der Vorderbeine und lassen sich von ihm zum Wasser tragen. In diesem Frühjahr haben sich am Teichufer weit mehr als 30 Krötenpaare versammelt, um den richtigen Zeitpunkt zur Laichablage abzupassen. Es kann einige Tage dauern, bis die ersten Laichschnüre zwischen den Uferpflanzen abgelegt werden.

Kröten zwängen sich durchs Netz

Im April hängt immer noch ein Netz über dem Teich, um den Reiher davon abzuhalten, die Fische herauszuholen und an seine Jungen zu verfüttern. Einige Krötenpaare machen sich nicht die Mühe, die Stellen zu suchen, an denen es aufgehoben wurde. Sie zwängen sich einfach durch die engen Maschen hindurch.

Krötenmännchen

Doch es gibt nicht nur Paare am Ufer, sondern viele einsame Krötenmännchen warten am Uferrand im Wasser auf eine Partnerin. Um die einhundert Tiere belagern den Teich.

Krötenpaar im Wasser

Das Warten hat sich gelohnt, diese beiden sind schon mit dem Laichvorgang beschäftigt. Die Befruchtung der Laichschnüre erfolgt ausserhalb des Körpers. Wenn die Laichschnüre austreten, gibt das Männchen seine Spermien dazu.
Im Vordergrund ist ein Laichklumpen der Grasfrösche zu sehen.

Versammlung der Frösche

Auch die Grasfrösche versammeln sich in Gruppen zur gleichen Zeit wie die Kröten, sitzen aber nicht tagelang am Ufer, sondern halten sich gern im Wasser auf. Lustige Gesichter haben die fröhlichen Gesellen. Im klaren Wasser ist schon etwas Laich zu erkennen.

Froschmännchen mit Froschlaich

An den kräftigen Vorderbeinen erkennt man das Grasfroschmännchen. Es sieht so aus, als ob es sich über seine zahlreichen Kinder freut. Vorn ist Froschlaich zu sehen, am oberen Bildrand hat das weiter oben gezeigte Erdkrötenpaar bereits eine erste Laichschnur gespannt.

Frosch im Wasser

Enten fressen gern Froschlaich und könnten die gesamte Menge am Ufer an einem Tag vernichten. Vom darauf sitzenden Frosch haben sie ja nichts zu befürchten. Das Netz, das sich auf diesem Foto im Wasser spiegelt, bleibt deshalb noch einige Tage hängen, bis sich aus dem Laich die Kaulquappen entwickelt haben.

Frosch auf Laichballen

In Deutschland ist der Grasfrosch 1998 auf die Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Arten gesetzt worden, weil es Faktoren gibt, die eine Gefährdung in den nächsten Jahren herbeiführen könnten.

Froschlaichballen

Nur wenige Grasfrösche werden dableiben, die meisten wandern nach dem Ablaichen wieder ab, ebenso der frisch dem Teich entstiegene Nachwuchs. Etwa fünfzig Frösche sind in diesem Frühjahr zum Laichen gekommen. Der ganze Spuk dauert eine gute Woche, dann kehrt am Teich wieder Ruhe ein.

Froschlaich in Großaufnahme

Grasfroschlaich in Großaufnahme. Kostbar wie Edelsteine schimmern die kleinen Perlen mit ihrem schwarzem Mittelpunkt, dem Froschei.

Einige Tage alter Froschlaich

Wenige Tage später hat die Entwicklung kleiner Grasfroschlarven schon begonnen, aus den Eiern werden Embryos und dann Kaulquappen. Obwohl Fische auch Froschlaich und Froschkaulquappen fressen, konnte ich sie dabei noch nie beobachten und habe auch den Eindruck, dass sich viele junge Frösche entwickeln und den Teich verlassen können.

Kabale und Liebe

Frosch und Krötenpaar

Ein Grasfrosch sitzt neben einem Krötenpaar. Die bläuliche Färbung der Halsunterseite verrät seine Paarungslaune. Das unterschiedliche Aussehen von Kröten und Grasfröschen ist gut zu erkennen.
Ab und zu kommt es vor, dass Frosch- oder Krötenmännchen versuchen, sich mit einem Weibchen der anderen Art zu verpaaren, da sie in der Paarungszeit alles umklammern, was die richtige Größe hat und sich bewegt. Nachwuchs entsteht daraus aber nicht.

Frosch und Kröte

Und schon ist es passiert: Ein Grasfroschmännchen umklammert ein Erdkrötenweibchen. Viele Stunden schwamm die Kröte mit dem Frosch auf dem Rücken quer durch den Teich, ohne dass es zur Laichablage kam. Weil die Kröte einen geschwächten Eindruck machte, fischte ich das Paar mehrfach heraus und setze es wieder ans Ufer, trotzdem trennten die beiden sich nicht voneinander. Am nächsten Morgen trieb die ertrunkene Kröte, an der noch immer der Frosch klammerte, an der Wasseroberfläche und musste aus dem Teich entfernt werden.

ertrunkene Kröte

Doch nicht nur das mit dem Grasfrosch falsch verpaarte Krötenweibchen erlitt den Tod durch Ertrinken, sondern auch sechs weitere Krötenweibchen, die von zahlreichen unverpaarten Männchen bei ihrem Eintreffen am Teich zugleich umklammert und unter Wasser gedrückt wurden.

Kröten im Wasser

Krötenmännchen können einen Warnruf ausstoßen, wenn sie von anderen Männchen umklammert werden, die daraufhin loslassen. Diese Möglichkeit haben die Krötenweibchen nicht. An der unter Wasser gedrückten Kröte klammern ununterbrochen mehrere andere Männchen und geben ihr keine Chance zum Atmen.

Kröte auf dem Heimweg vom Laichgewässer

Nach dem Ablaichen machen sich alle Kröten wieder auf den Heimweg. Sie durchstreifen den Rest des Jahres die Gärten. Diese hier sitzt nur kurz in der Sonne, nachdem sie sich durch die Buchsbaumhecke am Wegrand zum Teich gezwängt hatte, und macht sich dann zügig und mit raumgreifenden(!) kriechenden Bewegungen auf den Weg in ihr Revier. Dabei hat sie noch einige Hindernisse vor sich, nicht zuletzt enge Maschendrahtgeflechte oder Steinkanten.

Wohnungsnot

Kröten und Frösche sind Massenlaicher, die sich in großen Mengen an ihrem angestammten Laichgewässer einfinden. Während dieser Zeit nehmen sie keine Nahrung zu sich. Am Teich wäre ja auch gar nicht so viel vorhanden, um alle zu ernähren. Nach dem Abwandern beziehen sie wieder ihre kleinen, festen Reviere, die ihnen ausreichend Nahrung bieten. Je mehr Tiere zum Ablaichen an ein Gewässer kommen, um so größer ist die Fläche des Einzugsgebietes und damit auch die durchschnittliche Entfernung, die zurückgelegt werden muss.

Krötenlaich

Fast alle Kröten haben in der Nacht ihre Schnüre um die gleiche Pflanze gewickelt. Diese Laichmenge hier füllt problemlos einen 10 Liter fassenden Wassereimer, so dass man von echter "Wohnungsnot" sprechen kann, was Kröten aber gar nicht stört.

Krötenlaich

Die einzelnen im Wasser oder zwischen den Pflanzen am Uferrand abgelegten Krötenlaichschnüre erreichen eine Länge von etwa 2 Metern und mehr und erinnern an Perlenketten.

Kaulquappen der Kröte

"Handzahme" Kaulquappen der Erdkröte :)
Ihre Erkennungsmerkmale: Fehlen äusserer Kiemen, Bauch und Unterseite schwarz, Augen nicht am Körperrand, Auftreten in großen Schwärmen an der Wasseroberfläche, Größe der ausgewachsenen Larven um 25 mm.

Fische und Kaulquappen

Bei der Fütterung der Fische sind die Kaulquappen immer dabei. Der Fischbesatz im Teich (Goldfische und Bitterlinge) stört sie gar nicht. Offensichtlich schmecken die Erdkrötenkaulquappen nicht besonders gut, denn die Fische fressen sie nicht.
Die Haut von Erdkröten produziert das Gift Bufotoxin. Das Anfassen der Erdkröte ist für den Menschen unbedenklich, jedoch sollte das Gift nicht auf die Schleimhäute (Augen, Nase, Mund) oder in offene Wunden gelangen. Es ist nicht falsch, nach dem Kontakt die Hände zu waschen.

Kaulquappen mögen Fischfutter

Ein Stück vom Fischfutter ist ein heißbegehrter Leckerbissen ...
Krötenlarven ernähren sich im allgemeinen von Algen, Pflanzenresten und pflanzlichen und tierischen Kleinstlebewesen wie Einzellern oder Pilzen.

Kaulquappe mit vier Beinen

Dieser zuvor eiförmigen Krötenlarve sind vier Beine gewachsen, sie ist schlanker geworden und ähnelt schon mehr einer jungen Kröte als einer Kaulquappe. Nur noch wenige Tage, und auch sie wird den Teich verlassen.

Erdkrötenbaby

So klein ist ein gerade aus dem Wasser gekommenes Krötenbaby vom Kopf bis zum Steiß: 14 mm "groß" ist das Kleine. Die hellen Flecken auf dem Rücken sind Sandkörner. Obwohl die junge Kröten wirklich noch sehr winzig ist, ist sie schon ein sehr hungriger Räuber!

Grasfroschbaby

Genau so klein wie ein Krötenbaby ist ein junger Grasfrosch. Sprungfreudig sind die Kleinen und nicht ohne weiteres bereit, sich fotografieren zu lassen. Erst ein Glas konnte diesen Eingefangenen dazu bewegen, einige Sekunden für die Aufnahme still zu sitzen.

Schwimmhaut eines Jungfrosches

Winzig, aber schon perfekt: Auch die Schwimmhäute zwischen den Zehen sind vorhanden.

Der Teich Ende Juni

Inzwischen hat auch der Teich sich verändert: Schilf, Binsen und Schwertlilien sind gewachsen und verbergen den Blick auf die kleinen Kröten und Frösche, die ihr Kaulquappendasein abgelegt haben und nun im Uferbereich auf Nahrungssuche gehen. Die Seerose in der Mitte spendet den Fischen Schatten und Sichtschutz und ist Start- und Landeplatz für viele Insekten, Libellen und Käfer.

Manche mögen's kalt

Erdkröten suchen tagsüber gern ein kühles Versteck auf, nachts durchstreifen sie dann ihr Revier. Sie ernähren sich von Würmern, Schnecken, Asseln, Spinnen und Insekten, die sie während ihrer abendlichen und nächtlichen Ausflüge erbeuten. Dabei suchen sie Orte, an denen sie schon einmal Beute gemacht haben, immer wieder auf.

Kröte im kühlen Sand

Diese blauschwarze kleine Kröte wurde zusammen mit einer anderen in einer selbstgegrabenen Höhle in einem Sandhaufen entdeckt, auf dem zum Schutz vor Regen ein ausgedienter Wassertonnendeckel lag.

Kröte im Versteck

Kröten kennen ihr Revier genau. In den schattigsten und unzugänglichsten Ecken verbringen sie den Tag und sehen dabei stets aus, als würden sie träumen. Natürlich hat sie registriert, dass ihr Zufluchtsort gefunden wurde, denn sie flüchtet bei nächster Gelegenheit vor dem aufdringlichen Paparazzo mit seiner unerwünschten Kamera. Der Gartenfreund sollte Kröten schätzen und schützen, denn sie sind wichtige Helfer bei der giftfreien Schädlingsbekämpfung.

Grasfroschpärchen

Grasfrösche, die nach dem Laichen nicht abwandern, sondern hier im Garten bleiben, überwintern häufig gemeinsam im Teich und kommen nur ab und zu zum Luftholen herauf.
Den Sommer verbringen sie aber lieber am kühlen Brunnenbecken, das fast ganz in den Erdboden eingelassen ist und von einer schattenspendenden Buchsbaumkante geschützt wird. Diese beiden sitzen schon seit Jahren immer zusammen auf dem Rand. Gar nicht scheu beobachten sie die Gartenmenschen beim Wasserpumpen und lassen sich gern auch mal mit eiskaltem Wasser bespritzen.

rötlicher Grasfrosch

Grasfrösche gibt es in unterschiedlichen Färbungen, dieser hier zeigt ein schönes Rotbraun. Über ein Stück Maschendraht können die Tiere in und aus dem Becken klettern, auch wenn der Wasserstand niedrig ist. Seit dieses Stück Draht angebracht wurde, lag auch nie mehr eine ertrunkene Maus im Wasser.

Und es gibt ihn doch!

Ja natürlich gibt es den Froschkönig wirklich, sie sehen ihn hier an der Drahtleiter zum Pumpenbecken. Dachten Sie, er sei nur eine Märchenfigur? Man erkennt ihn nicht nur an seiner kleinen goldenen Krone, sondern auch an seinem goldgesprenkelten Körper.

Froschkönig

Er wird so selten gesehen, weil es auf der ganzen Welt immer nur einen einzigen Froschkönig gibt, und er zeigt sich auch nur besonders vertrauenswürdigen Personen. Es liegt also ausschließlich an Ihnen, ob sie den real existierenden Froschkönig jemals zu Gesicht bekommen.

Heimlich, still und leise

Als ich in diesem Frühjahr das Becken an der Pumpe von Fadenalgen reinigte, bewegte sich im Wasser etwas. Jungfische, schoss es mir durch den Kopf, denn sie sahen auf den ersten Blick aus wie der winzige Bitterlingnachwuchs im Teich. Aber wie kommen die in dieses Becken? Die genauere Betrachtung ergab, dass die vermeintlichen Fische vier Beine und aussenliegende Kiemen haben. Es handelt sich um die Kaulquappen von Schwanzlurchen.

Molchlarve

In diesem Frühjahr müssen sie erstmals an diesem Ort ihr Glück versucht haben. Im Raum Hannover leben vier verschiedene Molcharten: Teichmolch, Bergmolch, Fadenmolch und Kammmolch. Alle Molcharten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders, der Kammmolch sogar streng geschützt.

Molchlarve am Beckenrand

Diese Kaulquappe nimmt ein Sonnenbad an der Innenwand des Beckens. Ein paar Sonnenstunden am Tag sind wichtig, damit sich beispielsweise die Beine ohne Mißbildungen entwickeln können.

Bergmolchlarve von der Seite

Eine der winzigen Kaulquappen wurde für Fotoaufnahmen in einem Wasserglas gefangen. Die Bilder zeigen, dass es sich um die Kaulquappe eines Bergmolchpaares handeln muss, denn nur deren Larven weisen einen auf ganzer Länge marmorierten Flossensaum auf.

Kopf der Bergmolchlarve

Wirklich heimlich still und leise müssen die Bergmolcheltern den Garten besucht und das Pumpenbecken erkundet haben. Ihre Fressfeinde, die Fische, leben nicht darin. Die umgebende Buchshecke schützt vor unerwünschten Blicken, trotzdem gibt es mehrere Stunden Sonne am Tag, es ist also ein idealer Ersatz für einen Tümpel oder Weiher im Wald. Mit Spannung wird der Fortgang der Entwicklung beobachtet ... und hoffentlich kommen sie nächstes Jahr wieder, an den Gartenmenschen soll es nicht liegen.

Fortsetzung folgt ...

VwV 14. Juni 2009 | 2. Februar 2010