V wie Vera

Ostereier

Ostern und bemalte Eier

Ostern geht zurück auf den Namen für das germanische Frühlingsfest (mhd. Osteren, ahd. Ostarun), der die Morgenröte im Osten zum Frühlingsbeginn bezeichnete. An diesem Festtag freuten sich die Menschen über das Wiederergrünen der Natur, die Liebe, die längerwerdenden Tage, die Zukunft des Lebens. Die Not des Winters, verbunden mit dem Aufbrauchen der Nahrungsmittelvorräte, war überwunden.

Symbolträchtiges Ei

Tauben- und Wachteleier

Das Ei galt den Menschen in fast allen Kulturen als Lebenssymbol und spielte eine zentrale Rolle als Zeichen der biologischen Fruchtbarkeit. Es war Liebesgabe, Opfer, Zeichen der Reinheit und Grabbeigabe. In ägyptischen Gräbern aus der Zeit zwischen 2000 bis 500 BC wurden Toneier gefunden, ähnliche Funde sind auch aus der Zeit zwischen 500 bis 200 BC für Griechenland bezeugt. In einem römischen Grab in Worms lagen bemalte Gänseeier aus dem frühen 4. Jahrhundert n. Chr., der älteste bisher bekannte Fund dieser Art nördlich der Alpen.

Woher stammt der Brauch, Eier zu bemalen?

Die Tradition des Bemalens von Eiern muß sehr alt sein. In Griechenland wurden neben den schon erwähnten Toneiern auch Reste von bemalten Hühnereiern aus vorchristlicher Zeit gefunden. Ab dem 12. Jahrhundert wurden gefärbte Eier in den Kirchen geweiht und verschenkt, bevorzugt in der Farbe Rot als Symbol für das Blut Christi.
Der Farbe des verschenkten Eies kam eine besondere Bedeutung zu: So stand Gelb für Licht und Sonne, Gold für Prunk und Göttlichkeit, Grün für Hoffnung und Glück, Blau für Unglück und Kälte, Rot für Kraft und Leben.

Formvollendet - das Ei

Katzenkopf

Das Ei hat eine so vollkommene Form, daß es ein Ideal verkörpert. Es erfüllt seinen Zweck, was Stabilität angeht, in höchstem Maße. Seine Form beschäftigt die Phantasie der Menschen. Sie ahmen sie gestaltend nach oder denken darüber nach, ohne einen besseren Vorschlag machen zu können. Dem einen erscheint die Form des Eies einfach nur ausgewogen, den anderen regt sie zum Nachdenken über das Ewige an. Und so manchen bewegt die Frage, ob erst das Ei da war und dann das Huhn - oder erst das Huhn und dann das Ei. Oder vielleicht doch der Hahn?

Anleitung zum Malen

Für das Bemalen mit Aquarellfarbe werden leere, fettfreie Eierschalen benötigt. Ausgeblasene Eier aller Art können von speziellen Händlern bezogen werden. Für Enten- und Gänseeier ist das auch sinnvoll. Bei Lieferung einer größeren Menge kann häufig zwischen "unsortiert" oder "groß, mittel, klein" gewählt werden. Meistens werden dann optisch einwandfreie Eier, schneeweiss mit entfetteter Schale und nur einem Loch, geliefert. Sie können sofort mit dem Malen beginnen. Preisvergleiche lohnen sich aber in jedem Fall.

Hühnereier

Auch ausgeblasene Hühnereier können beim Händler gekauft werden. Doch da sie, anders als Enten- und Gänseeier, in allen Lebensmittelläden erhältlich sind, lohnt sich der Kauf leerer Hühnereier eigentlich nicht. Wer etwas plant, kann das ganze Jahr über jedes Rührei und jedes Ei zum Backen selbst ausblasen und sich so recht schnell einen Vorrat anlegen.
Beim Kauf von Hühnereiern ist auf eine möglichst glatte, feste und unbeschädigte Schale zu achten. Dabei haben kleinere Eier eine festere Schale als große und braune Eier eine festere Schale als weiße. Aquarellfarbe verliert auf braunen Schalen aber einen Großteil ihrer Leuchtkraft. Hier sind gut deckende Farben nötig, z. B. Plaka Bastelfarbe oder Plaka Lackfarbe.

Jede Eisorte hat eine andere Wirkung:

Taubenei
Taubeneier

haben eine dünne weisse Schale, die sich gut bemalen lässt. Aufgrund ihrer Kleinheit sind sie etwas Besonderes. Allerdings sind sie sehr empfindlich und zerbrechlich.

Hühnerei
Hühnereier

können glatt, aber auch leicht rauh sein. Die Schale weisser Eier ist ein guter Untergrund für Aquarellfarbe, die darauf meist gut haftet. Hühnereier sind aber nicht immer weiss ...

weisses Hühnereigrünes Hühnereibraunes Hühnerei
Entenei
Enteneier

sind ideal für Aquarellmalerei. Die üblicherweise angebotenen Schalen sind so weiss und glatt, dass die Farben darauf mit voller Leuchtkraft erstrahlen.

Putenei
Puteneier

sind meist hellbraun gefleckt, die Farben sollten deckend sein. Muss grundiert werden, eignet sich weisse Binderfarbe.

Gänseei
Gänseeier

haben eine rauhe, leicht körnige Schale und geben der Aquarellmalerei dadurch eine ganz eigene Note.

Straußenei
Strausseneier

haben eine überaus glatte, aber porige Schale, auf der Aquarellfarbe nur schwer haftet. Durch ihren leichten Gelbton verändern sie die Wirkung der Farbe. Eine deckende Farbe wie z. B. Binderfarbe, Lackfarbe oder Ölfarbe ist besser geeignet.


Erst einmal waschen - und dann ein Loch bohren

Aufbohren eines Eies

Als erstes werden die Eier gewaschen, bei Bedarf auch abgebürstet. Perfekt angebohrt wird mit einem Kreuzschlitz­schraubenzieher.

aufgebohrtes Gänseei

Nur ein paar Drehungen waren nötig, um das linke Ei mit einem kreisrunden Bohrloch zu versehen. Das rechte Ei wurde mit einem spitzen Gegenstand geöffnet.

Osterei auf Stab

Beim Anbringung der Bohrung soll vorher bedacht werden, ob das Ei mit der Spitze oder dem breiten Ende nach oben aufgehängt wird.
Ein Ei, das stehend oder auf einen Stab gesteckt präsentiert werden soll, wird am breiteren Ende angebohrt.

Ausblasen und trocknen

Gerät zum Eiausblasen

Das Ausblasen gilt als unsaubere Arbeit. Es gibt aber Hilfsmittel, die alle hygienischen Ansprüche erfüllen. Es gibt zum Beispiel kleine, speziell geformte Spritzen. Das Besondere ist die abgewinkelte Nadel mit dem kleinen Blasebalg, der am unteren Ende ein Loch hat, das mit dem Daumen je nach Bedarf zugehalten wird. In diesem Fall kann der Inhalt des Eies sogar noch verzehrt werden. Das Ei wird mit der Öffnung nach unten über eine Schale gehalten, die abgewinkelte Nadel eingeführt und etwas bewegt, um die Häute um das Eigelb zu zerstören. Dann wird Luft hineingepumpt. Eiweiß und Eigelb werden durch Überdruck herausgepresst, ohne dass sie über Eierschale oder Hände fliessen. Anschließend werden die Eier noch ausgespült. Dazu wird die kleine Spritze mit Wasser gefüllt und dieses ins Ei gespritzt, gut geschüttelt und mit der luftgefüllten Spritze wieder herausbefördert.
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, daß das Ei nur ein Loch benötigt statt wie üblich eines oben und eines unten.
Besonders "fettige" Eierschalen, von denen die Aquarellfarbe abperlen würde, können noch mit Aceton abgerieben werden.

Vorzeichnen, Malen

Vorzeichnung auf Hühnerei

Zum Vorzeichnen eignet sich am besten ein möglichst harter Bleistift ab Härtegrad H3. Ich selbst benutze einen Bleistift mit dem höchsten Härtegrad H9. B und HB sind zu weich und verschmieren. Beim Bemalen muss eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden. Zuerst wird die untere Hälfte oder die Vorderseite des Eies bemalt, nach dem Trocknen der Farbe werden diese Bereiche mit nicht vergilbendem Klarlack überzogen. Nach dem Trocknen des Lackes wird dann die obere Hälfte oder die Rückseite des Eies bemalt und nach dem erneuten Trocknen werden auch diese Flächen lackiert. So können die Finger die sehr feuchtigkeitsempfindliche Aquarellfarbe nicht verschmieren.

Geeignete Lacke

Als Klarlack geeignet sind alle nicht vergilbenden Lacke, auch farbloser Nagellack und Bastellacke. Ungeeignet sind alle Lacke auf Wasserbasis (Acryllacke), da sie die Aquarellfarbe beim Auftragen verschmieren.

In Klarlack getauchtes Ei

Das Ei wird auf einen Stab (Zahnstocher, Schaschlikspieß ...) gesteckt, dann wird der Lack dünn mit dem Pinsel aufgetragen. Es gibt auch Klarlack in Sprühdosen, der aber wegen seiner Dünnflüssigkeit zum Tropfen neigt. Zum Trocknen wird der Stab in ein Stück Styropor oder einen mit Erde gefüllten Blumentopf gesteckt.

Sehr schöne Glanzeffekte werden durch das Eintauchen bemalter Eier in nicht vergilbenden Lack (z. B. Parkettlack) erzielt, das ergibt eine besonders glänzende, dicke Lackschicht. Der Lack muß gut abtropfen können und sehr gut durchtrocknen.
Es ist von Vorteil, ein in Tauchtechnik zu lackierendes Ei bereits vorher mit einer Fadenschlaufe zu versehen, um es zum Trocknen aufhängen zu können. Der Lack kann so besser abtropfen.
Welche Technik sich am besten eignet, wird an einem misslungenen oder unbemalten Ei erst einmal ausprobiert, das kann Kummer ersparen.

Und wie kommt die Schlaufe an das Ei?

Wie kommt die Schlaufe an das Ei?

Ein Faden oder dünnes Schleifenband wird um ein Streichholz oder einen Zahnstocher gebunden. Dann wird das Hölzchen durch das Loch ganz in die Eischale hineingesteckt und vorsichtig an der Schlaufe wieder zurückgezogen. Das Hölzchen im Inneren wird sich querstellen, und das Ei kann an der Schlaufe aufgehängt werden.

Anregungen und Ideen

Wenn Sie selbstbemalte Ostereier verschenken möchten, machen diese sich in einem bepflanzten Osterkörbchen gut. Die nachstehend gezeigten dekorativen Körbchen sind eigentlich Abfall: Sie blieben nach dem Kauf von Pfifferlingen im Spätsommer übrig und wanderten nicht in die Mülltonne, sondern erst einmal in den Keller.

Osterkorb mit Tausendschön und Hornveilchen

Im März wurden sie wieder hervorgeholt und mit Plastikfolie ausgelegt, die von innen am oberen Rand mit einem Tacker befestigt wurde. So fällt die Blumenerde nicht heraus, und auch das Gießwasser bleibt bei den Blumen und fließt nicht auf die Fensterbank. Die Körbe wurden etwa halbvoll mit Blumenerde gefüllt und mit rosa und roten Tausendschönchen, blauen und rosa Veilchen, dunkelblauen und hellblauen Hornveilchen bepflanzt. Zum Schluß kamen noch ein paar nicht zu schwache Birkenreiser hinein, an denen das bemalte Ei befestigt wurde.

Osterkorb mit Tausendschön und Hornveilchen

Für die Dekoration der Eier wurden Reste von Glasmalfarbe verwandt. Die Farbe wirkt tatsächlich glasartig transparent, leuchtet sehr schön und bildet einen interessanten Kontrast zu der unlackierten, mattweissen Hühnereischale. Statt der Birkenreiser sehen auch kleine mehrblütige Narzissen gut dazu aus.

Wird das Ei auf einen Stab gesteckt, kann es auch so in die Pflanzerde oder ein Blumentöpfchen gesteckt werden. Stabeier sehen auch in einen Blumenstrauß eingebunden gut aus.
Als Stäbe für Hühnereier eignen sich einfache Schaschlikspieße. Das Bohrloch des Eies wird mittels Kreuzschlitz­schraubenzieher so groß gebohrt, daß der Stab gerade eben hindurchpaßt. Mit einem Tropfen Klebstoff auf der Stabspitze wird er dann bis zum oberen Ende des Eies hineingeschoben, das ergibt einen festen Halt. Mit Holzperlen oder Schleifenband kann der Übergang zwischen Ei und Stab dekoriert werden.

VwV 19. Juni 2004 | 2. Februar 2010