Im Nachlass meiner schon lange verstorbenen Großeltern fand ich ein gesondert aufbewahrtes Bündel, bestehend aus einigen Fotos und wenigen meist in Sütterlin geschriebenen, verblassten und zerfallenden Briefen. Es waren die aufbewahrten Feldpostbriefe der beiden aus der ersten Ehe meines Großvaters stammenden Söhne Heinz und Rolf. Briefe von Verwandten und Bekannten, in die chronologische Reihenfolge einsortiert, fügen weitere Informationen hinzu.
Es sind keine spektakulären Briefe. Sie stammen von einfachen Menschen, die nicht viel besaßen und für die die alltäglichen Dinge, die Sorgen und Nöte um die eigene Familie im Vordergrund standen.
Aus den Briefen geht hervor, dass die minderjährigen Söhne während ihrer Soldatenzeit von zu Hause immer wieder mit Dingen des Alltags unterstützt wurden, umgekehrt sandten sie Päckchen nach Hause - nicht gefüllt mit Kriegsbeute, sondern mit in der Heimat nicht mehr verfügbaren Dingen, abgezweigt von der eigenen Ration oder mit von zu Hause nachgeschicktem Geld gekauft. Beim Lesen der Briefe wurde mir deutlich, wie schwer es ist, sich über diese Zeit ein allgemein gültiges Bild zu machen.
Nach Platon ist die Oligarchie (Herrschaft Weniger) die beste Regierungsform. Aristoteles definierte die Demokratie als Herrschaft des Pöbels, sie sei aber besser als die Oligarchie oder Tyrannei. Christen bekamen diese biblische Empfehlung.
Hitler fiel nicht plötzlich vom Himmel. Sein Aufstieg und seine Machtübernahme haben eine lange Vorgeschichte. Deutschland wurde nach dem von ihm begonnenen und verlorenen 1. Weltkrieg als Alleinschuldiger am Krieg verurteilt und im Versailler Vertrag zur Zahlung von 20 Milliarden Goldmark bis April 1921 verurteilt. Im Juni 1920 forderten die Allierten auf einer weiteren Konferenz in Boulogne 269 Milliarden Goldmark. Nach der Weigerung des Reichstags und einer schweren Regierungskrise wurde im Mai 1921 unter Androhung der Besetzung des Ruhrgebietes Reparationszahlungen in Höhe von 132 Milliarden Mark gefordert.
Diese Zahlungsverpflichtungen kamen denen entgegen, die Deutschland aus Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen geschwächt sehen wollten. Die Weimarer Republik musste sich den Forderungen unterwerfen und kam dadurch innenpolitisch stark unter Druck. Um Devisen für die Zahlungen zu erhalten, wurden in den Jahren 20er Jahren Kredite bei Privatgläubigern im Ausland aufgenommen. Nach Ausbruch der Weltwirtschaftskrise Ende 1929 kam es zu Massenarbeitslosigkeit und Massenverelendung breiter Gesellschaftsschichten. Erst als Deutschland im Juli 1931 zahlungsunfähig wurde, erließ man im Sommer 1932 die Reparationen gegen eine Restzahlung von 3 Milliarden Goldmark. An Zinsen und Tilgungsleistungen für Kriegsschulden zahlte Deutschland bis 1952 rund 1,5 Milliarden Mark zurück. Die im Jahr 1953 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands (3.10.1990) zurückgestellten Zinsforderungen werden am 3. Oktober 2010 beglichen sein.
Wegen geringfügigem Lieferrückstand deutscher Reparationen besetzte Frankreich 1923 das Ruhrgebiet und wollte die deutsche Westgrenze nach Osten verschieben. Probleme der deutschen Minderheiten ausserhalb der deutschen Grenzen oder in nach dem 1. Weltkrieg verlorenen Gebieten interessierten die Siegermächte wenig, Lösungsversuche wurden nicht erwogen. Diese gesamten Vorgänge veranlassten die extreme Rechte, eine letztendlich erfolgreiche Hetzkampagne gegen die Vertreter der Weimarer Republik zu führen. Not, Elend, Hoffnungslosigkeit und die Härte der Siegermächte waren ein ausgezeichneter Nährboden für die nationalsozialistische Propaganda.
Nach der Besetzung des Ruhrgebietes beteiligte sich die NSDAP erstmals an den Wahlen zum 2. Reichstag am 4.5.1924 und erzielte 6,5 % Stimmenanteil, während der Wahlen zum 3. und 4. Reichstag fiel der Prozentsatz unter 5 %. Die Weltwirtschaftskrise bescherte der NSDAP einen steilen Anstieg bei der 5. Reichstagswahl auf 18,3 %, danach einen erneuten steilen Anstieg auf 37,3 % bei den Wahlen zum 6. Reichstag am 31.7.1932. In diesem Jahr wurden Deutschland wegen der anhaltenden Weltwirtschaftskrise Reparationszahlungen erlassen.
"Den Krieg führe ich. Den geeigneten Zeitpunkt zum Angriff bestimme ich. [...] Ich werde meine ganze Energie darauf verwenden, ihn herbeizuzwingen. Das ist meine Aufgabe. Erzwinge ich das, dann habe ich das Recht, die Jugend in den Tod zu schicken."
Adolf Hitler, kurz bevor er Kanzler wurdeDie Wahlen zum 7. Reichstag am 6.11.1932 brachten der NSDAP zwar einen Stimmenrückgang um 4,2 %, doch am 30.1.1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Am Abend zogen NSDAP-Anhänger mit Fackelzügen durch das Brandenburger Tor in Berlin und feierten die Machtübernahme und symbolisch auch das Ende der Weimarer Republik. Bereits vor den Wahlen zum 8. Reichstag am 5. März 1933 ersetzte die Reichstagsbrandverordnung den Rechtsstaat durch den permanenten Ausnahmezustand, der bis 1945 anhielt, als Grund diente der Reichstagsbrand vom 27.2.1933. Nachdem Hitler eine kontrollierte Anwendung des Gesetzes zugesichert hatte, entmachtete sich der Reichstag am 23. März 1933 durch Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz selbst.
"Die Macht haben wir. Niemand kann uns heute Widerstand entgegensetzen. Nun aber müssen wir den deutschen Menschen für diesen Staat erziehen. Eine Riesenarbeit wird einsetzen."
Adolf Hitler am 9.7.1933 vor der SADieses Gesetz, das es der Regierung ermöglichte, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat und ohne Unterzeichnung durch den Reichspräsidenten, eigenmächtig Gesetze zu erlassen, sollte für vier Jahre gelten, wurde dann aber mehrfach bis zum Ende des NS-Regimes verlängert.
wurde am 23. Juni 1923 in Hannover geboren und fiel am 10. Oktober 1942
auf dem östlichen Kriegsschauplatz.
Am 5. Juni 1941 wurde er als Dienstpflichtiger gemustert und für "kriegsverwendungsfähig" befunden.
Am 14. April 1942 wurde er zum Aktiven Wehrdienst einberufen, am 20. April 1942 auf den Führer vereidigt und an den Waffen Karabiner 98 K und s.MG 34 ausgebildet.
Am 23. Juni 1942, seinem 19. Geburtstag, musste er nach Hameln und von dort an die russische Front.
Vom 17. Juli 1942 an war er bei den Abwehrkämpfen um Zhizsdra (nordwestlich von Orel) im Rahmen der 2. Panzerarmee unter 211 und 208.7 D. eingesetzt. Er wurde am 9.10. schwer verwundet und starb am 10. Oktober 1942 auf dem Hauptverbandsplatz Paliki bei Usad'ba (heute Buda, bei Debrowka) nordöstlich von Zhizdra. Nach mündlichem Bericht handelte es sich bei der tödlichen Verwundung um einen Bauchschuss.
Eine Nachfrage beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ergab, daß sich das Grab noch in Usad'ba (heute Buda, Paliki) befindet.
wurde am 7. Juni 1925 in Godshorn geboren und starb im Jahr 1944 auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Es sind ausser wenigen Feldpostbriefen keine weiteren Papiere vorhanden.
Aus den Briefen geht hervor, dass er am 21. März 1943 vereidigt wurde und am 7. Juni 1943, seinem 18. Geburtstag, mit seiner Einheit nach Belgien (u. a. Ostende) verlegt wurde. Um die Jahreswende 1943/44 herum kamen Briefe zurück, weil er nach Russland an die Front verlegt worden war und deshalb eine neue Feldpostnummer erhalten hatte.
Sein letzter Brief, der erst am 23.03.1944 ankam, datiert vom 16. Februar 1944. Der letzte von der Familie geschriebene Brief kam mit dem Vermerk "Weiterleitung nicht möglich" zurück.
Nach mündlichem Bericht fiel er im Jahr 1944, ohne dass nähere Angaben existierten. Er soll sich bereits mit 16 Jahren freiwillig zum Kriegseinsatz gemeldet haben.
Aufgrund meiner Nachfrage im Jahr 2005 wurde mir am 28. September 2005 von der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht mitgeteilt, daß mein Onkel im Jahr 1944 bei Mytki in Russland verstorben sei und keine Angaben über eine Grablage vorlägen. Da der Volkbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. auf der Grundlage bilateraler Kriegsgräberabkommen seinerzeit angelegte Grabstätten auch in den Nachfolgestaaten der UDSSR lokalisiere, wiederherrichte oder umbette, würde ich davon unterrichtet werden, wenn sich neue Erkenntnisse hinsichtlich der Grablage ergäben.
Am 22.02.2008 erhielt ich tatsächlich Nachricht vom Volksbund, dass Wilhelm Albert Rolf Fünder, Erkennungsmarke 1158-Inf.Pi.Ers.Kp.216, gefallen bei Mytki (Ukraine), auf dem Soldatenfriedhof in Shmerinka, Block 3, Reihe 1, Grab 15 (lt. Ausbettungsplan), bestattet war und zusammen mit 249 anderen deutschen Soldaten aus überwiegend oberirdisch nicht mehr erkennbaren Gräbern exhumiert und auf den Deutschen Soldatenfriedhof bei Kiew, Block 8, Reihe 5, Grab 430, überführt worden sei.
Diese Kriegsgräberstätte wurde im Januar 1996 von der Gebietsverwaltung Kiew bereitgestellt und soll einmal etwa 40.000 deutsche Gefallene der nördlichen Zentralukraine aufnehmen.
Aus der Lage der ersten Grabstätte und unter Berücksichtigung des Frontverlaufes kann der Todeszeitpunkt deshalb wohl auf die Zeit zwischen dem 16. Februar und Ende April 1944 eingegrenzt werden.
Absender: Wanda Schlotte
Friedenhorst, den 13.11.1939 (Kreis Neutomischel, Posen)
Liebe Anni!
Recht vielen Dank für Deine liebe Karte. Freuten uns alle sehr, nun Nachricht von Dir zu erhalten. Kann Dir auch die freudige Mitteilung machen, dass wir alles Elend überstanden haben und uns sehr freuen, dass wir erlöst sind und inzwischen in unserem Heim sein können.
1. September 1939: Kriegsbeginn
Eidesstattliche Erklärung A. Naujocks zum Überfall auf den Sender Gleiwitz
[ * ] Die Übergriffe in der Umgebung von Bromberg begannen am 3.09.1939.
Am 1. September [ * ] mussten wir alle auch flüchten und waren eine Woche unterwegs, zwei Tage und Nächte im Walde. Hoffentlich kommen wir noch mal zusammen und wir Dir alles mündlich erzählen können, denn das ist zum Schreiben viel zu viel, ich könnte ein ganzes Buch schreiben! Unser lieber Otto ist Gott sei Dank auch am Leben geblieben, aber er ist sehr wunderlich, er hatte nicht geglaubt, durchzukommen, er war direkt im Feuer; in seinem Dorfe spielte sich ein grosser Kampf ab. Wir waren in sehr grossen Sorgen um ihn. Denn besonders in seiner Gegend wurden sehr viele verschleppt und ermordet. Die Freude war sehr gross, als er nach 2 Wochen unverhofft ankam, um zu sehen, ob wir auch leben. Ich war vor 14 Tagen auch da ihn besuchen. Er wohnt 20 km hinter Bromberg. Von Deinen Angehörigen wirst Du ja hoffentlich auch schon Nachricht haben. Wir haben noch nicht an sie geschrieben, aber vor 14 Tagen kamen Gottschlings Frieda und Anton uns besuchen und erzählten, dass dein Bruder Karl schon zurückgekommen ist und alle anderen auch leben. Nur von Gertrud wissen wir noch nichts. Unser Alfred hat auch zum 1. Dezember gekündigt und will Anstellung auf der Bahn oder in einer Fabrik suchen. Ich rate ihm sehr, mal etwas weiter in die Welt rauszufahren, denn sein Beruf wird doch sehr begehrt.
Ich arbeite seit dem 10. Oktober auch auf der Kreissparkasse in Neutomischel. Freu mich sehr, dass ich endlich meinen begehrten Beruf erlangt habe. Ich hoffe, dass ich im Sommer mal mit K.d.F. nach Hannover fahren kann. Wo ist denn Hachmühlen? Kommst Du öfter mit Deinen Geschwistern zusammen? An Berta will ich auch mal schreiben. Was hast Du für eine Anstellung? Unserer lieben Mama geht es nur immer so schlecht mit dem Rheuma. Wir müssen doch auf alle Fälle zusehen, sie so bald wie möglich mal in einen Kurort schicken, damit mal eine Linderung eintritt, denn es ist für uns alle schmerzlich. Nun hoffe ich liebe Anni, dass Du die Karte recht bald erhältst und Dich auch wieder mal hören lässt. Nächstes Mal bekommst Du auch einen Brief. Will noch Grüsse an Elisabeth Zillich schreiben.
Viele herzliche Grüsse senden meine Mutti und Geschwister bis auf ein frohes Wiedersehen.
Heil Hitler!
Absender: Heinz
Russland, den 30.6.1942 2.7.1942
Liebe Eltern und Geschwister!
Endlich sind wir hier an unserem Bestimmungsort angekommen. 7 Tage sind wir gefahren.
Wir sind über Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg, Berlin, Frankfurt, Posen, Lublin,
Warschau, Wilna, Dünaburg, Witebsk, Smolensk, Brjansk gefahren. Von hier
zur Front sind es 2,5 km. Ich liege mit 2 Kameraden hier bei einer Russenfamilie in
einem Zimmer. Wanzen haben wir hier schon kennen gelernt, das kann ja hier noch gar nicht
ausbleiben in diesen Buden. Da ist unser Stall besser als deren Wohnhaus. Das Haus hat nur
ein Zimmer, das ist für alles, waschen ist bei denen Luxus. Die Städte sind alle kaputt, da ist auch nicht ein Haus was noch heile ist. Es ist viel schlimmer als die Wochenschau zeigt, wenn man das alles selber gesehen hat.
Partisanen sind hier sehr viel, die Russen setzen viel Fallschirmjäger ein, die dann
zusammen mit der Bevölkerung Eisenbahn und Nachtschubkolonnen überfallen.
Jetzt bekommt der Russe wieder Zunder, aber nur in einem kleineren Masse, wir können
nicht durch die Sümpfe durch, die es hier sehr viel gibt.
Das Schlimmste, was es hier gibt, sind die Mücken und kein Wasser. Verpflegung ist gut 100 % besser als in der Kaserne. Ab und zu kann man noch was erben, Eier oder Milch.
Jeden Tag habe ich 1 l Milch. Wenn es hier regnet, 1 Stunde nur, dann ist alles ein Schlamm. Als wir kamen am 30.6. hat es geregnet, dann die schönen Strassen hier und dann Lehm und Mergelboden, das Wasser zieht nicht ab. Dann ist alles ein Matsch, da bleibt mancher Stiefel drin stecken. Ich will jetzt schliessen, habe augenblicklich wenig Zeit.
Viele Grüsse sendet Euch
Heinz
Schreibt mir mal, wo Heini liegt, er soll doch nah vor Moskau liegen, und Feldpostnummer.
Absender: Heinz
Russland, den 20.07.1942
Liebe Eltern und Geschwister!
Endlich nach langem Hin und Her sind (wir) bei unserer Truppe gelandet und haben eine Feldpostnummer, vorher waren wir ein Fliegenhaufen, einmal hierhin und einmal dorthin.
Orel liegt an der Oka und hatte 1940 111.000 Einwohner. Als wichtiger Bahnknoten für den Angriff auf Moskau (Unternehmen Taifun) wurde Orel von der deutschen 2. Panzerarmee (Guderian) am 3. Oktober 1941 eingenommen.
Nachdem das deutsche Unternehmen "Zitadelle" gegen den Frontbogen bei Kursk gescheitert war, erreichte die sowjetische 3. Armee (Kolpaktschi) am 5. August 1943 Orel und besetzte die zuvor von den deutschen Truppen im Rahmen der "Hagen-Bewegung" geräumte Stadt.
1944/1945 entstanden dort die Lagergruppen 7-263 und 7-406, die deutsche und mit ihnen verbündete kriegsgefangene Soldaten aufnahmen. Wegen der sehr schlechten Lebensbedingungen war die Sterblichkeit in den Lagern von Orel sehr hoch.
Wir liegen im Abschnitt Orel. Ihr werdet sicher davon schon gehört haben, dass hier der Russe immer angreift, vor allen Dingen mit sehr vielen Panzern. Am 5.7. - 9.7. machten die Russen einen Angriff mit 400 Panzern, davon wurden 390 Panzer vernichtet. 2 Battaillone von uns wurden fast aufgerieben. Mit 1200 Mann sind unsere ins Gefecht gezogen und mit 150 Mann wieder zurückgekehrt. Das war der schwerste Angriff, den die Russen je gemacht haben. Wenn wir 1 Tag hier eher angekommen wären, wären wir auch ins Gefecht gekommen. Am Abend, als wir hier ankamen, rückten die anderen ins Gefecht, das war unser Glück. Die Russen lassen auf dem Schlachtfelde nichts liegen, was sie an uns finden. Verwundete von uns nehmen sie mit, oder wenn sie's nicht können, verstümmeln sie die Verwundeten, schneiden ihnen Hakenkreuze in die Brust.usw.
Wir sind jetzt in einem ruhigen Abschnitt in gut ausgebauten Stellungen, 200 - 300 m vor uns liegt der Russe. Es ist sehr ruhig hier.
Mir geht es gut, was ich von Euch auch hoffe. Die Verpflegung ist gut, wir bekommen jeden Tag 6 Zigaretten und 1/2 Tafel Schokolade oder 20 Dropsbonbons. Ich will jetzt schliessen. Schreibt bald wieder!
Ich lege eine Luftpostmarke bei, die klebt ihr auf den Brief, dann geht die Post mit dem Flugzeug. Der Brief darf nicht mehr als 10 gr wiegen, und ich habe die Post 2-3 Tage eher.
Absender: Heinz
Russland, den 3.8.1942
Liebe Eltern und Geschwister!
Vor einigen Tagen sind wir aus unserem ersten Einsatz heraus gekommen, den wir fast alle gut überstanden haben, es war eine ruhige Stellung. Jetzt liegen wir 4-5 km in einem Dorfe von der H.K.L. [-> Hauptkampflinie] entfernt in Ruhe. Ruhe ist hier nun nicht den ganzen Tag Nichtstun, es wird schwerer Dienst gemacht.
Heini liegt auch hier in der Nähe, es soll gar nicht so weit von mir sein, bis 8 km! Aber sein Regiment liegt augenblicklich vorn in Stellung.
Mir geht es gut, was ich von Euch auch hoffe. Wenn hier bloss bald die Kartoffeln reif wären, dann ginge es uns besser. Das Essen wird alles ohne Kartoffeln gekocht.
Die Russen werden ja so in Schutz genommen von den höheren Offizieren. Das ist nicht mehr schön, wenn man sich hier mal nur besuchen will, so muss man's schon nachts machen, wenn man gefasst wird, gehts vors Kriegsgericht für 1 (gutes?) 1/2 Jahr. Aber es kann 100mal verboten werden, desto schlimmer wird's gemacht.
Mamma, geht schon nach Engelbostel nach Balke und bestellt Zwetschen, sonst bekommt Ihr keine. Ich lege eine Paketmarke bei für 1 kg. Schickt mir bitte graue Wolle, Kammm und Nadeln. Rauchwaren nicht schicken, habe genug.
Schreibt bald wieder!
Viele Grüsse sendet Euch
Heinz
Absender: Heinz
Russland, den 9.8.1942
Von April 1942 bis April 1943 erhielt jeder Soldat monatlich vier Luftpostmarken. Für jede Karte und jeden Brief musste eine Marke für die Zulassung zur Luftpostbeförderung aufgeklebt werden. Ab Mai 1943 mussten zwei Marken für jeden Brief verwendet werden. Die Hälfte der Markenzuteilungen waren für Sendungen von der Heimat-Front bestimmt.
Liebe Eltern und Geschwister!
Gestern habe ich Euren lieben Brief dankend erhalten. Mir geht es gut, was ich Euch auch wünsche. Wir liegen hier immer noch in Ruhe, aber der Dienst ist auch länger als wie in der Kaserne. Um 8.30 Uhr ist es hier schon dunkel, hell wird es schon um 3.15 Uhr. Ich gratuliere auch Euch allen recht herzlich zum Geburtstag. Ich werde in den nächsten Tagen Tabak und Zigaretten für Pappa schicken, denn ich rauche nicht mehr, nur ab und zu eine Zigarette. Das hat nämlich hier keinen Zweck. So, endlich hat Anna geheiratet, es wurde aber auch so bei kleinem Zeit. O(nkel) Heini sein Regiment ist nicht weit von hier. Mamma, kannst Du mir vielleicht etwas Süssstoff besorgen und schicken. Ich lege eine Luftpostmarke bei. Der Brief ist 7 Tage gegangen, am 8.8. war er hier. Schreibt bald wieder!
Viele Grüsse sendet Euch
Heinz
Absender: Heinz
Russland, den 18.8.1942
Liebe Eltern und Geschwister!
Habe heute einmal ein bisschen Zeit, um Euch ein paar Zeilen zu schreiben. Mir geht
es gut, was ich von Euch auch hoffe. Habe heute für Pappa ein Päckchen mit Zigaretten abgeschickt. Hoffentlich kommt es heil an. Wenn ich man nur Packpapier oder Paket hätte, könnte ich alles abschicken. Ich habe 200 Zigaretten, 400 gr Tabak und 2 Päckchen Stumpen. Wenn ich es man nur los wäre, es ist alles sowieso immer (offen?) so eng. Wie habt Ihr das Heu reingekriegt, konntet Ihr es denn schaffen?
So, mit Rolf seiner Prüfung sieht es wohl schlecht aus, na wenn wenn er durchplumpst,
hat er selber Schuld, ein 1/2 Jahr nachlernen hat doch keinen Zweck. Wie sieht es denn mit Kartoffeln bei Euch aus. Besorgt Euch nur genug und nicht wie letztes Jahr, denn der Krieg ist hier vorm Winter hier nicht aus. Ich will jetzt schliessen.
Es grüsst Euch
Heinz
Absender: Heinz
Russland, den 29.8.1942
Liebe Eltern und Geschwister!
Gestern habe ich Euren lieben Brief vom 20.8. erhalten. Mir geht es gut, was ich von Euch auch hoffe. Ihr müsst entschuldigen, wenn ich wenig schreibe. Augenblicklich sind wir hier in Stellung und wenn wir hier Nachts von 19-5 Uhr wachen und am Tage auch noch 4-6 Runden im Loch stehen, dann reicht die Zeit noch nicht einmal zum Schlafen aus. Wir gehen nachts 10 Runden in einer Tour, ohne das wir einmal abgelöst werden, und was das heisst, werdet Ihr wohl wissen. Ruth muss sich mal noch ein bisschen gedulden mit einem Brief von mir. Was Ihr da schreibt von Rolf, ist ja allerhand. Für 0,40 RM werde ich wohl nie arbeiten. Er wird es ja merken, wenn er erst älter ist und etwas schlauer ist. Mamma, das Päckchen habe ich noch nicht erhalten, es dauert ja auch erst seine Zeit, bis es hier noch ankommt. Am 21.8. habe ich 4 Päckchen mit Rauchwaren abgeschickt, ich will hoffen, dass die gut ankommen. Ich lege eine Marke bei. Wenn es geht, schicke mir doch einen Kamm mit, aber einen kleinen, denn sonst ist er doch gleich entzwei.
Ich will jetzt schliessen, es wird schon wieder dunkel. Ihr müsst die Schrift entschuldigen, es war mir hier nicht anders möglich.
Viele Grüsse an alle sendet Euch
Heinz
Absender: Heinz
Russland, den 6.9.1942
Jeder Soldat erhielt vom 10.7.1942 bis zum 31.8.1942 eine Zulassungsmarke monatlich für Päckchensendungen an die Heimat-Front. Sendungen bis 250 Gramm waren portofrei, von 250 bis 1000 Gramm betrug die Gebühr 20 Pfennig, die Zulassungsmarken wurden zusätzlich aufgeklebt. Ab 1.9.1942 bis Herst 1944 erhielt jeder Soldat zwei Zulassungsmarken, ebenfalls ab 1.9.1942 wurde die Gewichtsgrenze auf 2000 Gramm erhöht, die Gebühr für 1000 bis 2000 Gramm betrug 40 Pfennig und zwei Zulassungsmarken. Ab Herbst 1944 wurde das Gewicht auf 100 Gramm und an der Westfront auf 20 Gramm beschränkt.
Liebe Eltern und Geschwister!
Heute Nacht habe ich Euer Päckchen mit bestem Dank erhalten. Es ist hier gut angekommen. Ich bedanke mich auch bei Friedchen für die Büchse Wurst. Ich wollte schon mal schreiben, aber ich hatte noch keine Zeit, denn jetzt müssen wir uns zum Winter einrichten Bunker bauen usw., denn bislang haben wir draussen geschlafen. Vorgestern Nacht hatten wir an unseren Geräten schon Eis. Am Tage dagegen ist es schön warm, da können wir mit blossem Oberkörper herumlaufen. Nur die Nächte sind verflucht kalt, dann ist der Graben noch nass, denn um uns ist Sumpf. Hoffentlich kommen wir aus dieser Stellung vorm Winter wieder raus, denn bis 1 m haben wir schon Grundwasser, aber zu 75 % sollen wir hier bleiben.
Mamma, die Milch werd ich morgen erst aufmachen, dann schreib ich, ob sie gut war. Der Kamm ist auch heil angekommen. Kannst Du mir vielleicht Einlegesohlen machen mit Fellauflagen, so kleine Reste gehen ja schon dazu, meine Schuhgrösse hast Du ja, denn ehe die hier sind, ist es bestimmt schon Winter hier. Meine Zulassungsmarke habe ich abgeschickt. Ich will jetzt schliessen. Grüss Friedchen und Fritz.
Viele Grüsse sendet Euch
Heinz
Absender: Heinz
Russland, den 11.09.1942
"Grundsätzliche Aufgaben der Verteidigung"
Der Führer
OKH/Gen.St.d.H./Op.Abt.(I)
Nr. 11 153/42 g.Kdos.
Gemeine Kommandosache
Chefsache!
Nur durch Offiziere!
H.Qu., den 8.9.1942
Die schweren Abwehrkämpfe im Bereich der Heeresgruppe Mitte und Nord geben mir Veranlassung, meine Auffassungen über einige grundsätzliche Aufgaben der Verteidigung festzulegen. Sie sind für die weiteren Abwehrkämpfe massgebend. Ich erwarte, dass sie zum Allgemeingut der Truppe werden.
Liebe Eltern und Geschwister!
Euren lieben Brief habe ich 2 Tage später als ich das Päckchen bekam erhalten. Es freut mich, dass Ihr noch gesund und wohlauf seid, dasselbe kann ich von mir auch schreiben. Die Milch hat mir ausserordentlich gut geschmeckt. Die war ja so dick wie Honig. Es war Milch mit Zucker und Mehl. In den letzten Brief, den ich schrieb, habe ich Zulassungsmarken mit reingelegt. Ich hatte den Brief schon zugeklebt, da bekamen wir wieder Marken. Jeden Monat gibts 4 Luftpostmarken und 1 Zulassungsmarke. Mamma, wie Du mir schreibst, gibts jetzt Kartoffelmarken, das ist ja für Euch in Deutschland bitter. Wir haben so lange ich hier in Russland bin auch noch keine Kartoffel im Essen gehabt. Als wir noch hinten im Dorfe lagen, konnte man sich ja noch nachts ein paar vom Felde holen, aber jetzt ist es auch vorbei, hier vorn gibts keine.
Mamma, Du schreibst mir ja immer noch von dem Theater. Denk doch gar nicht daran, das ist das allerbeste, denn sonst machst Du Dich ja bloss selber kaputt. Anna hat ja auch schuld, sie konnte sich ja zusammen reissen und nicht die ganze Schuld auf Pappa wälzen und die Unschuldige markieren.
Ich hoffe ja, dass Du bald darüber hinwegkommst. Ich habe nicht mehr viel Zeit, es ist schon dunkel, das wirst Du wohl schon an der Schrift gemerkt haben. Ich will jetzt schliessen. Schreibt bald wieder! Hoffentlich bekomme ich mal Post von Ruth.
Es grüsst Euch
Heinz
Absender: Heinz
Russland, den 14. September 1942
Liebe Eltern und Geschwister!
Euren lieben Brief habe ich mit bestem Dank erhalten. Wie Ihr schreibt, gehts Euch gut,
was ich von mir bei diesen Verhältnissen, die hier herrschen, auch schreiben kann.
Mamma, wie Du mir schreibst, ist Rolf im Lager auf 3 Wochen, was soll denn das bedeuten,
soll denn das auch schon eine Kurzausbildung für Russland sein? Es kommt mir bald so vor. Die 17-jährigen können sie wohl noch nicht hierher schicken.
Für die Ernte ist wohl jetzt das beste Wetter bei Euch, hier ist der Sommer vorbei, das Laub wird schon gelb und fällt. 4 Wochen noch, (dann) wird hier schon Winter sein. Ich wünsche mir nur, dass wir zur Krim kommen, nur weg von hier. Wo wir jetzt sind, wird wohl die ärmste Gegend von Russland mit sein.
Mamma, der Kamm ist hier heil angekommen. Kannst Du mir vielleicht Briefpapier schicken, meins geht so bei kleinem zur Neige.
Meine 4 Päckchen habt Ihr erhalten, die 4 hatte ich zusammen fortgeschickt. 1 Päckchen habe ich aber schon eher fortgeschickt mit Zigaretten, ist das noch nicht angekommen?
Ich werde, wenn wir wieder zurückkommen, Zahnpasta und so einen anderen Kram schicken. Jetzt kann ich noch nichts schicken, das habe ich alles (? ?), und der ist 8 km hinter uns, denn wir haben nur das Notwendigste bei uns. Mamma, gibt es Kartoffelmehl noch gegen Marken, wenn das der Fall ist, kannst (Du) mir mal etwas schicken, sonst aber nicht, denn Ihr müsst ja mit (dem) bisschen, was Ihr kriegt, selber zusehen, dass Ihr auskommt. Ich will jetzt schliessen.
Viele Grüsse sendet Euch
Heinz
Absender: Mamma
Godshorn, den 4.10.(1942)
Unser lieber Heinz!
Heute ist Erntedankfest.
Der Reichsmarschall hat gesprochen. Habt Ihr auch Radio und die Rede gehört? Ab 19.10. gibt es mehr Brot und 50 gr Fleisch mehr. Zu Weihnachten gibt es Mehl und Fleisch, 1 Zusatz für die Festtage. Wir haben 20 Zentner Kartoffeln im Keller, eine wunderbare Esskartoffel, und 5 Zentner haben wir uns noch gesucht, da kann man nicht viel von essen, denn die sind grün, das ist was für die Hühner und Kaninchen. Wenn wir (?) Kartoffeln und Brot haben, da wollen wir schon zufrieden sein. Friedchen besorgt uns auch noch 2 Zentner Kartoffeln. Wir kriegen ein ostfriesisches Schaf. Heini (?) hat uns das besorgt, es kostet 150 Mark. Es sollte heute schon kommen, aber bis heute Abend war es noch nicht hier. Es ist ja sehr teuer, aber wir wollten doch so gern eins haben. Hoffentlich kriegen wir Rüben zu kaufen, bei Honigbaum waren wir schon, der hat dieses Jahr keine. Der Reichsmarschall hat in seiner Rede ausgeführt: Jeder Soldat, der auf Urlaub kommt, bringt ein tüchtiges Esspaket mit nach Hause. In dem Paket sind enthalten 2 Pfund Mehl, 2 Pfund Zucker, 2 Pfund Hülsenfrüchte, 1 Pfund Butter und 1 Dauerwurst.
Lieber Heinz, wegen den Zwetschen will ich mir keine Wege mehr machen. Von unserem Baum habe ich welche eingekocht und von Friedchen habe ich einen Korb voll gekriegt, dafür habe ich ihr Birnen gegeben. 1 Zwetschenkuchen habe ich auch gebacken, ich hätte Dir so gern etwas davon geschickt, aber es ist ja nicht möglich.
Wie ist es mit den Fellhandschuhen, willst Du die auch haben? Wenn Du den Topfkuchen erhalten hast, schreibe mir, ob er Dir geschmeckt hat oder ob er schimmlig war, da ist fast gar kein Fett drin, bloss Eier. Wenn Du unsere Zulassungsmarke schickst, schicke ich Dir wieder einen. Ruth hilft Oma fleissig beim Kartoffeln (auskriegen?), für den Nachmittag bekommt sie 1 Mark und Abendbrot, da freut sie sich königlich drüber. Ruth spart für ein Kaninchen. Sie will ein eigenes Kaninchen besitzen. Bei Roda hat sie sich einen weissen Wiener bestellt. Die rote Wolle, die Du aus Frankreich geschickt hast, habe ich schon bald verstrickt. Es wird eine Jacke für Ruth. Die weisse trägt sie nur Sonntags. Äpfel ernten wir dieses Jahr nicht viel, aber wenn sie in Russland nicht verfrieren, würde ich Dir welche schicken.
Viele herzliche Grüsse sendet Dir Mamma
Pappa, Rolf, Ruth
Vermerk auf dem Umschlag:
Zurück, Empfänger gefallen für Grossdeutschland, 24.10.1942, Gefreiter Förster
Absender: Mamma
Godshorn, den 11.10.1942
Unser lieber Heinz!
Heute ist Sonntag. Wir waren heute noch bei Tante Mariechen, sie hatte uns zum Zwetschenkuchen
eingeladen. Wir haben auch von Dir gesprochen. Hast Du die Fusslappen schon? Und den Topfkuchen
und Pullover. Nun will ich Dir mitteilen, dass Heinrich Glinsmeier vor Leningrad gefallen ist.
Es ist ja sehr traurig für die schwer geprüften Eltern. Wir denken auch viel an Dich und freuen
uns, wenn Du recht oft schreibst. Onkel Otto Schlotte hat uns eine Verlobungsanzeige geschickt.
Er ist bei der Flak.
Mit Kartoffeln sind wir versorgt. Diesen Winter könntest Du unverhofft auf Urlaub kommen. Es
würde uns nicht so überraschen wie vorigen Winter, höchstens sehr erfreuen. Wir haben jetzt ein
Schaf. Es ist ein schönes grosses Tier. Wir freuen uns sehr, dass wir es endlich haben. Schicke
uns bald Zulassungsmarken.
Viele herzliche Grüsse sendet Dir Mamma
und alle deine Lieben.
Tausend Grüsse und Küsse von Deiner Schwester Ruth!
Lieber Heinz. Ich danke Dir herzlich für die schöne Rauchware, bleib gesund und munter. Komm bald auf Urlaub. Dein Pappa
Rolf schläft schon.
Vermerk auf dem Umschlag:
Zurück, Empfänger gefallen für Grossdeutschland, 28.10.1942, Gefreiter Förster
Absender: Mamma
Godshorn, den 18.10.1942
Unser lieber Heinz!
Wir lauern jeden Tag auf den Briefträger, aber immer fährt er an uns vorbei. Morgen sind es bereits 3 Wochen, wo wir Deinen letzten Brief erhalten haben. Hast Du wirklich so wenig Zeit, dass Du so wenig schreibst. Wie ist das mit den Marken? Schickst Du sie uns bald? Jeder Soldat bekommt 8 Zulassungsmarken. Deine Tante Anna in Brink wollte auch eine haben. Als Ruthi mit der Ziege hin war, denn die haben den Vereinsbock, hat sie das gefragt. Ruth hat es ihr versprochen, ihr eine Marke hinzubringen. Hast Du die Fusslappen schon erhalten? Und was macht der Topfkuchen? Gefällt Dir Dein Pullover? Schreibe uns doch mal, wie es Dir geht. Habt Ihr auch warmes Zeug für den Winter? Soll ich Dir die Fellhandschuhe schicken? Unser Schaf macht uns viel Freude, es war zuerst sehr scheu, jetzt ist es schon zutraulicher. Regnet es dort auch so viel. Hier hat es gestern und heute den ganzen Tag geregnet.
Nun weiss ich nichts mehr, als Dich zu bitten, recht oft zu schreiben.
Viele herzliche Grüsse sendet Dir Mamma
und alle Deine Lieben
Vermerk auf dem Umschlag:
Zurück, Empfänger gefallen für Grossdeutschland, 2.11, Förster, Gefreiter
Absender: Mamma
Godshorn, den 23.10.1942
Unser lieber guter Heinz!
Ich muss erst an Dich schreiben, eher habe ich keine Lust, was zu tun. Es sind nun 4 Wochen her, wo wir noch keine Post von Dir erhalten haben. Wir schreiben doch immerzu. Ich will Dir mal mitteilen, wie viele Briefe wir im Oktober abgeschickt haben. Am 1.10. 1 Brief und 2 Päckchen vom 5.10. und 12.10., vom 14.10., vom 19.10., heute ist der 23. und ich schreibe schon wieder. Liegt das an dem Schlamm, der dort bei Euch herrscht, oder bist Du krank. Man macht sich die fürchterlichsten Gedanken. Im Oktober haben wir noch keinen Brief von Dir bekommen. Wir haben doch sonst regelmässig von Dir Post gekriegt. Hier regnet es auch fast jeden Tag. Wir sind alle gesund und munter und hoffen von Dir dasselbe. Ich möchte bloss mal wissen, wie lange ich noch vergebens warten muss, bis uns der Postbote einen Brief von Dir bringt.
Sei tausendmal gegrüsst von allen Deinen Lieben.
Schreib sofort. Mamma
Vermerk auf dem Umschlag:
Zurück, Empfänger gefallen für Grossdeutschland, 16.11. Förster, Gefreiter
Absender: Mamma
Godshorn, den 1.11.1942
Unser lieber Heinz!
Wieder sind 8 Tage vergangen und wir haben vergebens auf Nachricht von Dir gewartet.
Bekommst Du von uns auch keine Post? Wir schreiben jede Woche an Dich. Du glaubst
gar nicht, wie schwer uns das fällt, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein. Das
Herz will mir brechen, wenn ich daran denke, von Dir keine Post mehr erhalten zu können. Heute ist Sonntag, es hat den ganzen Tag geregnet. Pappa musste heute arbeiten.
Er hat Spätschicht von 2 - 10 Uhr. Ruth und Rolf spielen Karten. Heute Nacht wird die
alte Uhrzeit wieder eingeführt. Wir sind alle wohlauf und wünschen Dir von ganzem
Herzen dasselbe. Hast du unsere Pakete erhalten? Am 28.10. war unser Hochzeitstag,
ich hatte Kuchen gebacken, Tante Mariechen und Onkel Willi hatte ich eingeladen, die
haben uns einen wunderschönen Blumenstrauss geschenkt.
Für heute weiss ich nichts mehr, als den Allmächtigen zu bitten, dass er Dich in
diesem Kriege behüten und beschützen möchte.
Nun sei recht herzlich gegrüsst von all Deinen Lieben
Deine Mamma
Absender: Adele
Hannover, den 6.11.1942
Liebe Berta u. lieber August!
Oma rief heute morgen hier an, dass Euer Heinz gefallen ist.
Seid hiermit meiner innigsten Teilnahme gewiss.
Liebe Berta, Du sprachst bei meinem gestrigen Besuch noch so lieb und nett von Heinz und warst besorgt, weil er so lange nicht geschrieben hatte.
Nun ist er für uns gefallen.
Nehmt dies als Trost, vielleicht ist ihm dadurch noch viel schwereres Leid erspart geblieben, denn ein Winter in Russland stand ihm noch bevor.
Es grüsst Euch herzlich
Adele
Persönliche Erinnerungsnotiz der Stiefmutter
Unser lieber Heinz wurde am 28. August 1941 zum Arbeitsdienst eingezogen. Nach 8-wöchigem Verbleib bei Hamburg wurde er nach Frankreich versetzt und Ende Januar wieder von Frankreich nach Schlesien. Am 20. Februar 1942 wurde er vom Arbeitsdienst entlassen. Er wurde von uns mit grosser Freude empfangen. 3 Wochen hat er auf die Einberufung zum Heeresdienst, weil er damit rechnete, gewartet.
Weil ihm dieses zu lange dauerte, suchte er sich beim Schmiedemeister Kempter in Hainholz Beschäftigung. Dort hat er 4 Wochen bis zu seiner Einberufung am 14. April 1942 gearbeitet. Ungefähr 8 Wochen war er in Bothfeld. In dieser Zeit hat er öfter Sonntagsurlaub gehabt. Das war für uns immer ein besonderer Festtag.
Am 21. Juni war er zum letzten Mal in seinem Elternhaus. Am 23. Juni, an seinem Geburtstag, kam er nach Hameln und von dort nach Russland. Dort kam er alsbald zum Einsatz vom 17.7.1942 bis 10.10.1942. In dieser kurzen Zeit hat er sehr fleissig an uns geschrieben. Am 2.10. erhielten wir seinen letzten Brief, der war besonders lieb und nett geschrieben. In seinen letzten Briefen hat er sich von Ruth einen Brief gewünscht, und tatsächlich ist sein Wunsch in Erfüllung gegangen, und er hat noch kurz vor seinem Heldentode einen Brief von Ruth erhalten. Das haben wir an der Post, die wieder zurückkam, festgestellt.
Noch ist es für uns unfassbar, dass unser so hoffnungsvoller guter Junge nicht wieder zu uns zurückkehrt.
Absender: Otto Schlotte
Münster, Jahresende 1942
sendet Euch, Ihr Lieben, Euer Otto.
Euren Glückwunsch zu unserer Verlobung habe ich mit vielem Dank erhalten und mich
sehr gefreut. Wie geht es Euch? Hoffentlich gut. Bin noch in der deutschen Heimat.
Am Heiligen Abend habe ich auch lebhaft an Euch gedacht, wie wir gemeinsam im
Jahr 1935/36 beisammen waren. Wollte Euch immer gern schon mal besuchen. Aber die
Kriegsverhältnisse legen so manches in den Weg. Ich will im Januar Hochzeit halten.
Habe aber die Papiere noch nicht alle beisammen. Würde mich sehr freuen, wenn
auch jemand von Euch käme. Würde Euch den Zeitpunkt noch mitteilen. Wie geht es
Rolf und Hans, Anna, Fritz und Hanna? Bestellt herzliche Grüsse von mir. Brief folgt.
Viele herzliche Grüsse
Euer Otto Schlotte
Absender: Rolf
Gifhorn, 17.3.1943
Liebe Schwester Ruth!
Dein liebes Paket habe ich mit dankend erhalten. Wie geht es Dir. Euren Brief habe ich am 7. März auch erhalten. Wie geht es Mamma und Pappa? Wir sind hier immer noch erkältet, ich kann nichts schlucken. Am 21.3. werden wir vereidigt.
Nachmittags haben wir Ausgang. Wir haben jetzt unsere ganze Ausrüstung gekriegt, wir werden jetzt doch in Einsatz kommen. Das andere schreibe ich noch euch. Am 17. März konnten wir genug Zigaretten kaufen á 12, Packung 1,20 M. Das andere wurde für das M.H.M gespendet. Ich hatte aber keine mehr abgekriegt.
Schreib bald
Rolf
Hat Pappa die Marken schon?
Absender: Rolf
Hameln, den 19.5.1943
Liebe Eltern und Schwester
Wir sind hier gut angekommen. Wir sind erst zu einer anderen Kaserne hingegangen. Da haben sie uns wieder rausgeschmissen. Jetzt liegen wir in der Linsing-Kaserne. Heute werden wir eingekleidet. Um 5 Uhr ist Wecken. Die Verpflegung sollte hier gut sein. Wir werden innerhalb 8 Tagen nach Holland oder Belgien hinkommen und werden da ausgebildet. Dann werde ich sehen, ob (es) da nichts gibt zu kaufen. Das ist hier eine schöne Gegend, wenn man aus dem Fenster sieht, sieht man nur Berge.
Ich muss jetzt schliessen.
Schreibt bald wieder
Rolf
Absender: Rolf
9.6.1943
Liebe Eltern und Schwester
Liebe Eltern, eure liebe Karte habe ich an meinem Geburtstag erhalten, besten Dank dafür. An meinem Geburtstag sind wir abgereist mit unseren Klamotten von Hameln. Du weisst es ja, wo wir hin kommen. Mir geht es sonst gut. Hoffentlich euch auch. Wir werden hier ausgebildet, dann kommen wir wieder zurück. Mit Essen ist das hier schlechter wie in Deutschland. Andere Sachen gibt es hier genug. Wenn ihr was haben wollt, müsst ihr schreiben. Wir können uns monatlich 38 RM schicken lassen. Päckchen bis 100 g, für Pakete bekommen wir monatlich 2 Marken.
Ich muss schliessen. Schreibt bald.
Fröhliche Pfingsten
Rolf
Absender: Rolf
17.6.1943
Liebe Eltern und Schwester
Liebe Eltern, ich muss noch mal einen Brief schreiben. Dass ich morgen ein Paket abschicke. Wie geht es Euch? Mir geht es gut. Habt ihr den ersten Brief schon erhalten von hier. Wir haben die Paketmarken erhalten und andere Sachen. Gestern hatten wir hier den ersten Ausgang gehabt und habe mir die Läden angesehen. Dass es hier noch alles gibt, was du da brauchst. Alle zehn Tage kommt hier eine Frau mit allen Sachen, vor allen Dingen Kleiderstoff mit allen Farben. Wir bekommen alle zehn Tage 157 France, das sind 12 RM nach deutschem Geld. Am Sonnabend machen wir eine kleine Feier, wir haben hier guten Wein und Schnaps gekriegt. Habt Ihr unser Heu schon drin, hier ist es vorläufig gutes Wetter. Was macht der Tommy, hier sind fast jeden Tag Luftkämpfe. Ich bin jetzt gerade nach Zapfenstreich frei und schreibe den Brief. Ich muss jetzt schliessen. Schreibt bald wieder. Lass Ruth mal schreiben.
Es grüsst
Rolf
Absender: Rolf
O. U., den 26.7.1943
Liebe Eltern und Schwester!
Gestern habe ich euren lieben Brief erhalten. Die Päckchen habe ich schon erhalten. Wie geht es dir, hoffentlich noch gut. Was macht Papa, ist er noch krank? Kommt der Tommy noch öfters nach euch. Hier kommt er öfters so eben über die Grube weg, wo wir mit MG und Gewehr darauf schossen, einer ist dabei runter gekommen. Gestern habe ich von Werner Wa[]l einen Brief bekommen.
Informationen über das Schicksal der deutschen 6. Armee bei Stalingrad scheinen den jungen Soldaten vorenthalten worden zu sein. Die letzten Reste der Eingekesselten hatten sich bereits am 31.1./2.2.1943 ergeben, nachdem 150.000 Mann durch Kämpfe, Hunger und Kälte umgekommen waren. Von den 91.000 gefangen genommenen Soldaten überlebten nur 6000 die bis 1956 andauernde russische Kriegsgefangenschaft.
Dass er nicht weit von mir liegt, 30 km entfernt. Ich werde mir mal Urlaub nehmen, um ihn zu besuchen, die Bahnfahrt ist ja frei. Wenn ihr die Uhr abschickt, packt sie gut in Watte ein.
Einschub: Habt ihr schon was von den Stalinern gehört?
Was macht Ruth? Ich gratuliere Ruth und Papa zum Geburtstag, sie werden noch was bekommen und Du auch noch. Das ist hier alles ziemlich teuer. Das Geld, was ihr jetzt abgeschickt habt, ist schon für August. Ich muss schliessen.
Es grüsst
Rolf
Absender: Rolf
O. U., den 27.7.1943
Liebe Eltern und Schwester!
Heute habe ich von Euch einen Brief bekommen, der ohne Datum war, ich wusste nicht, von wann es war. Ich bekam heute mit einem Schlag 5 Briefe. Wie geht es Euch, hoffentlich seid ihr noch verschont geblieben von dem Tommy, ich habe heute gehört, dass es in Hannover wieder ganz schön gewesen ist.
Wir mussten heute auch in Fliegerdeckung gehen, er kam mit Hunderten über uns hinweg. Ihr schreibt wegen Fahrradschlauch. Die kosten hier 1000 France und Decken 3000 France, wegen Gummilösung will ich mal zusehen. Ich bin jetzt nicht mehr in Ostende, wir sind jetzt wieder wo anders an der Küste, um Granatwerfer einzubauen. Diese Woche haben wir hier sehr schönes Wetter zum Schwitzen. Wir haben schon öfters in der See gebadet. Die Wellen schlagen ganz schön hoch. Ihr könnt ja mal meine Badehose schicken, die kann ich hier gebrauchen. In 4 Wochen fahren hier die ersten von uns auf Urlaub. Schreibt dann mal, was der Tommy kaputt geschmissen hat, hoffentlich steht unser Haus auch noch. Ich freute mich sehr, dass Ruth immer fleissig beim Schreiben ist. Habt Ihr das Päckchen schon bekommen mit der Süssigkeit? Ich habe jetzt wieder Wache. Wache ist besser als 40 Kilometer und Nachtmarsch, dafür muss man schon aufpassen. Wenn Märsche sind, das geht ganz schön rund mit Gasmaske. Wenn ich das Geld bekommen habe, kaufe ich für Ruth den Stoff.
Viele Grüsse sendet
Rolf
Das ist das einzigste Bild, das ich habe. Das ist noch in Hameln gemacht worden von Willi Husmann.
Absender: Fam. Biesselmann
Stavenhagen, den 7.11.1943
Liebe Familie Fünder!
Für Ihren lieben Brief danken wir herzlich. Und noch mehr danken wir Ihnen für die schönen heimatlichen Äpfel. Auch der zweite Korb voll ist gut angekommen, also haben Sie vielen Dank, liebe Familie Fünder. Wir haben uns richtig gefreut über die schönen Äpfel. Es ist ja zu schade, dass Ihnen so viele geklaut sind. Es gibt ja zu viele schlechte Menschen.
Leider waren die schönen Birnen alle schlecht. Wir haben uns noch etwas Brauchbares davon geschnitten, aber der Saft war schon unten durch die Äpfel gekommen. Es ist sehr schade um die schönen Birnen. Nun liebe Familie Fünder, möchten wir Ihnen wieder erfreuen, da Sie nun kein Geld dafür haben wollen, schicken Sie uns diesen Monat keine Miete. Denn Äpfel sind sch[?] u. teuer, und wir möchten Ihnen doch gern danken für Ihre Freundlichkeit, denn wir haben uns sehr gefreut, dass wir nun Äpfel haben. Also liebe Familie Fünder, schicken Sie uns erst Dezember wieder Miete. Sonst geht es Ihnen allen doch hoffentlich gut, denn es war ja dort furchtbar mit diesen schweren Angriffen. Wie schrecklich für die jungen, die so alles verlieren. Wenn das doch nur mal ein Ende hätte, dass wir alle wieder aufatmen könnten. Hoffentlich kommt die Stunde recht bald, nur die Aussichten sind noch zu fern. Aber hoffen wir das Beste. Nun nochmals vielen (Dank) und Ihnen allen alles Gute wünschend verbleiben wir
mit den besten Grüssen
Ihre Familie Biesselmann
Absender: Mamma
Godshorn, den 27.12.1943
Lieber Rolf!
Nun will ich Dir noch im alten Jahr einen Brief schreiben. Die Festtage bin ich nicht dazu gekommen. Wünsche Dir ein gesundes und glückliches neues Jahr. Den ersten Tag hatte Papa frei, den zweiten musste er arbeiten. Aber das schöne Paket hat er dieses Jahr nicht bekommen. Deine Weihnachtskarte haben wir mit viel Freude erhalten. Gerda hat Dir auch eine Karte geschickt, die ist nach uns zurückgekommen. Voriges Jahr waren wir in Heinsen. Ruthi hat aber ein schönes Bäumchen geschmückt, sie wollte Weihnachten nicht ohne Baum feiern. Noch grösser wäre die Freude gewesen, wenn Du gekommen wärst. Am Heiligen Abend musste ich an Heinz denken, wie schön das immer war, wenn er noch spät ankam und hatte für jeden etwas mitgebracht. Da war die Weihnachtsfreude erst richtig gross. Wenn doch die Zeiten mal wiederkommen möchten. es ist noch kein Tag vergangen seit der furchtbaren Nachricht von Heinz seinem Heldentod, dass ich nicht (?) rumgegrübelt habe. Ich werde das auch nie vergessen können. Dass ein so guter Junge so früh sterben musste. Da hätten wir noch viel Freude gehabt. Am 20ten Februar haben Opa und Oma goldende Hochzeit. Aber wir können ihnen doch nichts schenken. Wann kommst Du auf Urlaub? Otto Schlotte will uns Ende Januar auch besuchen. Er ist in Westfalen. Hast Du das Paket mit dem Honigkuchen erhalten? Schnee haben wir noch nicht gehabt. Schreibe recht bald und recht viel.
Viele Grüsse senden Dir
Papa, Mamma und Ruth
Absender: Rolf
Osten, den 6.2.1944
Liebe Eltern und Schwester
Heute habe ich gerade mal einen Augenblick Zeit, um euch zu schreiben. Heute ist es mal bisschen ruhig hier. Heute hat der Russe mal überweg geschossen. Das Gelände ist hier schlimm, wie bei uns im Moor. Bis an die Knie sitzt man hier im Matsch. Ich liege hier im Süd-Abschnitt. Wie geht es Euch noch. Hoffentlich seid ihr noch gesund, wie ich auch. Es regnet hier die ganze Woche schon. Ich muss jetzt schliessen, es wird jetzt schon wieder dunkel.
Liebe Grüsse sendet Euch
Rolf
Absender: Dora
Heinsen, den 14.2.1944
Liebe Familie Fünder!
Ihr werdet wohl staunen, dass Ihr von uns noch Post bekommt. Ich habe diese ganze Zeit schon an Euch gedacht, habt Ihr das nicht gemerkt? Nun muss ich noch mal anfragen, wo Euer Rolf ist, wir hatten ihm ein Päckchen zu Weihnachten hingeschickt, das haben wir heute Morgen wieder zurückgekriegt. Auch Emly hat Post wiedergekriegt, nun schreibt uns mal bitte, wo er ist. Wie geht es Euch sonst noch, ist August noch da oder ist er auch Soldat? Walter kommt gegen Ende der Woche nach Hannover und (sie) laden an der Rhenus aus. Emly muss morgen nach Holzminden und ihre Prüfung machen, hoffentlich klappt alles. Was macht Ruth. Bei Mohlmanns ist auch noch alles in Ordnung. Der alte Onkel Mohlmann ist heute abend bei unseren alten Herrschaften und [sie] erzählen sich was. So, nun will ich schliessen in der Hoffnung, dass wir bald wieder Post bekommen.
Mit freundlichem Gruss
Dora
Absender: Rolf
Osten, den 16.2.1944
Liebe Eltern und Schwester!
Heute will ich mal an euch schreiben. Ich habe heute nämlich Zeit. Ich liege augenblicklich im Hauptverbandsplatz. Eine starke Erkältung habe ich. In zwei Tagen werde ich wieder entlassen. Dann gehts vorne weiter. Wie geht es euch noch. Hoffentlich seid ihr noch alle gesund. Was macht der Tommy bei euch, schmeisst er immer noch was kaputt. Hier wird man doch nichts gewahr. Wir haben hier wieder allerhand Schnee.
Liebe Eltern, könnt ihr mir mal Feuersteine schicken. Sonst ist alles in Ordnung. Nur man darf seine Nase nicht zu weit aus dem Loch stecken. Das geht hier ganz schön rund. Ich bin hier Schütze 1 am schweren S.M.G.
Ich muss schliessen jetzt schliessen. Schreibt bald wieder. Wenn ich draussen bin, habe ich nicht so viel Zeit zum Schreiben.
Viele Grüsse sendet Euch
Rolf
Absender: Eltern und Schwester
Godshorn, 23.3.1944
Lieber Rolf!
Heute haben wir Deinen Brief erhalten. Ich habe das schon immer gesagt: Wenn Du mal nach Russland kommst, kannst Du die Kälte dort nicht vertragen, da warst Du schon immer empfindlich für. Hoffentlich bist Du bald wieder besser. Wir beantworten Dir jeden Brief und schreiben noch ausserdem. Deine Briefe sind sehr lange unterwegs. Dein Brief, den Du am 16.2. geschrieben hast, ist am 28.2.44 gestempelt und war am 23.3.44 bei uns. Es hat ja so lange gedauert, ehe wir deine Feldpostnummer hatten. Komm bald mal auf Urlaub. Du bist doch bald ein Jahr Soldat. Wir gratulieren zu Deiner Beförderung. Ruthi hatte das gleich spitz. Heute hat Jürgens unseren Mist aufs Feld gefahren. Aber pflügen will er es nicht, er hat schon so viele Leute angenommen. Nun pflügt es Baumgarten, da muss ich aber für helfen in der Landarbeit. Wir haben oft Alarm, meistens am Tage, das hält uns immer so von der Arbeit auf. Seit Oktober war es hier noch nicht wieder so schlimm. Ab und zu sind auch schon wieder Bomben gefallen. Bei Alarm fahren die Leute aus Godshorn nach Vinnhorst und Brink in (den) Bunker. Nicht alle, aber die meisten, da sitzt man auch wärmer wie im Keller.
Wir sind noch alle wohlauf und hoffen von Dir dasselbe. Schreibe bald.
Sei vielmals gegrüsst von Deinen Eltern
und Schwester
Absender: Mamma
Godshorn, den 26.3.1944
Lieber Rolf!
Heute ist Sonntag, da habe ich mehr Zeit wie sonst, da will ich gleich noch mal an Dich schreiben. Es ist der 4. Brief an Dich nach dem Osten. Zu kaufen gibt es keine Feuersteine, aber ich habe noch paar gefunden. Da will ich jedesmal einen in Brief reinlegen. Hoffentlich erhältst Du sie auch.
Wie geht es Dir. Bist Du wieder besser. Wie lange hast Du im Lazarett gelegen? Papa ist eben von der Arbeit gekommen, er hat was gegessen und ist schon wieder auf dem Felde, er streut Mist. Morgen will Jürgens unser Land pflügen. Es regnet heute schon wieder. Es hat den ganzen März fast jeden Tag etwas geschneit. Wir kriegen ein spätes Frühjahr. Dein Paket, das Du für Ruth geschickt hast, ist nicht angekommen.
Unsere Schaflämmer wachsen sehr schön. Eins bekommt Tante Henni. Oma will auch eins haben. Am Mittwoch, den 29. März, hat Tante Elfr. silberne Hochzeit. Wir gehen auch hin. Nun weiss ich nichts mehr. Helmut Winter ist auch beim Arbeitsdienst. Dirk Kahle auch.
Sei vielmals gegrüsst von uns allen
Deine Mamma
Schreibe bald wieder.
Vermerk auf dem Umschlag:
zurück, neue Anschrift abwarten
Absender: Schwester Ruth
Godshorn, 16.4.1944
Mein lieber Bruder Rolf!
Ich will Dir endlich einmal wieder schreiben. Wie geht es Dir? Warum schreibst Du nicht? Wir warten mit Sehnsucht auf Post von Dir. Wir freuen uns, wenn Du nur einen kleinen Gruss schreibst. SCHREIB!! Wir haben wieder eine schwere Nacht hinter uns. Mitten ins Dorf ist eine Luftmine runtergehauen. Hartmann, Wede und Müller sind weg. Müller hat sogar noch gebrannt. Gosewisch ist schwer verwundet, weil er im Bett gelegen hat. Buchholz hat ein Loch in den Kopf gekriegt. Er ist auf Wache gewesen. Papa hätte ja auch hin müssen. Aber er kam gerade von der Fabrik, als sie so doll schossen. Da ist er schnell zu uns in den Bunker gekommen. Wir waren froh. Jetzt haben wir überhaupt keinen Bäcker mehr im Dorf. Aber ich glaube, Hartmann macht den Laden von Schlüter auf. Da hat er wenigstens eine Zufluchtsstätte. Tote hat es nicht gegeben. Gott sei Dank! Im Umkreise von 1 Kilometer sind alle Häuser abgedeckt. Wir haben auch leichten Dachschaden gehabt, den Friedchen ja öfter hat.
Die Mitgliedschaft im Bund deutscher Mädel war Pflicht. Gelehrt wurden die NS-Ideologie sowie Tugenden wie Gehorsam, Pflichterfüllung, Disziplin, Opferbereitschaft, Körperbeherrschung.
Aber ich bin noch guten Mutes. Ich lass mich nicht unterkriegen. Der Tommy hört auch mal auf, der verfluchte! Sonst ist noch alles in Ordnung in Godshorn. Jetzt sind RAD-Männer da. Ich auch. Wir werden ja weitersehen. Ich will jetzt schliessen. Vielleicht kommt der Tommy noch.
Wann kommst Du auf Urlaub?
Viele Grüsse und Küsse
Deine Ruth
Auch Mamma und Papa grüssen herzlich.
Die Ostertage haben wir ganz gut durchgebracht. Bei uns ist jetzt der richtige Frühling eingekehrt. Was macht Emly? Hat sie Dir schon wieder geschrieben? Heute hatten wir das erste Aprilgewitter.
Ruth
Absender: Mathilde
Heinsen, den ...
Ihr Lieben alle!
Nun seid Ihr wohl platt, dass ich einmal schreibe. Aber Ihr wisst ja, dass das mit dem Schreiben bei mir so eine Sache ist. Tante Berta kann ruhig einmal mehr schreiben, wir sind nicht böse darum. Wie geht es Euch denn noch immer? Seid Ihr noch alle gesund? Unsere Kinder waren auch alle drei krank. Friedhold hatte eine Halsentzündung, und Liesel und der kleine Hans-Jürgen Diphteritis. Es geht aber wieder so ziemlich. Sie dürfen wieder raus, nur noch nicht zwischen Kinder. Wie sieht es bei Euch denn sonst noch aus, ist noch alles heil dort? Der Opa und die Oma aus Wülfel waren Ostern hier, haben für Euch ein kleines Paket mit Hühnerfutter mitgebracht. Ihr müsst es aber von Wülfel abholen. Wenn es geht, holt es man bald, damit es der Tommy nicht erst kaputt schmeisst. Wie geht es denn Hanna, sind sie noch alle am Leben? Meine Weisheit ist nun wieder zu Ende, wenn Ihr mehr wissen wollt, müsst Ihr uns mal auf ein paar Tage besuchen. Nun schreibt bald einmal wieder und seid alle recht herzlich gegrüsst von uns allen, gross und klein
Eure Mathilde
Vermerk auf dem Umschlag:
Zurück, Weiterleitung nicht möglich
Absender:Ruth
Godshorn, 28.4.1944
29.1.44, Martin Borman:
Notiz über das Problem unserer volklichen Zukunft
Lieber Rolf!
Wir gratulieren Dir recht herzlich zum Geburtstag.
Ich will Dir endlich einmal wieder einen Brief schreiben. Die Tage vergehen wie im Fluge. Wie geht es Dir? Warum schreibst Du nicht?
Wir warten ja so auf Deinen Brief. Wie hast Du die Ostertage verbracht. Wir haben nicht viel gefeiert. Am ersten Ostertage habe ich noch am Land gegraben. Bei uns ist jetzt der Frühling. Der grosse Kirschbaum und der kleine Pflaumenbaum im Garten, die Birnbäume, alles blüht. Frau Brüsseler aus Köln, Jup seine Mutter, ist auch ausgebrannt. Sie schrieb es uns aus Köln. Eistert, die bei uns oben wohnen, sind auch wieder da. Edith ist sehr froh, endlich wieder zu Hause zu sein. Uns geht es sehr gut. Mama hat sich in den Finger geschnitten. Ich will jetzt schliessen.
Was macht Emly.
Viele Grüsse von Ruth
Auch Mamma und Papa lassen grüssen.
Witebsk liegt in Weissrussland am Zusammenfluß von Düna und Witba und hatte 1939 167.000 Einwohner. Am 9. Juli 1941 wurde die Stadt von der deutschen Panzergruppe 3 (Hoth) erobert und wurde im Winter 1943/1944 (13.12.1943/18.1.1944 und 3.2./17.2.1944) erbittert umkämpft.
Am 23. Juni 1944 schlossen sowjetische Truppen in der "Festung Witebsk" 35.000 Soldaten des deutschen LIII. AK (Gollwitzer) ein; ein Ausbruchsversuch endete am 27.6. mit der Vernichtung des deutschen Korps. Der Reichstheaterzug und alle seine Mitglieder konnten wenige Stunden vor dem Schließen des Kessels ohne Verluste entkommen.
Absender: Fritz Eistert
Reichstheaterzug
Witebsk, den 7.6.1944
Lieber Freund August!
Komme jetzt dazu, Dir einige Zeilen zu schreiben.
Wir befinden uns seit dem 20. Mai direkt an der Front und spielen nur auf unserer Freiluftbühne. Du kannst glauben, es (ist) bestimmt nicht angenehm, sind doch stets der Witterung ausgesetzt und müssen scharf aufpassen, dass uns die russischen Schlachtflieger nicht angreifen, es wäre schon bald der Fall gewesen, zum Glück bekommen wir zum Schutz der Soldaten und besonders für die Veranstaltung unsere Abwehrschützen falls Fliegerangriff. Möchte noch bemerken, dass es hier an der Front ununterbrochen den ganzen Tag sowie Nacht donnert, aber man hat sich schon daran gewöhnt.
Lieber August, was sagst Du nun zu der Invasion im Westen, jetzt ist die Zeit gekommen, wo wir uns fürchten müssen. Ich denk gerad an meinen Sohn Franz, denn gerad zwischen Le Havre, wo er liegt, und Cherbourg haben doch die Engländer und Amerikaner in 75 Kilometer Frontbreite angegriffen. Wollen hoffen und wünschen, dass alles für uns gut verläuft. Ob wir die ganze Tournee durchhalten, das weiss ich noch nicht, die Strapazen sind sehr gross. Sonst ist aber alles in Ordnung.
Herzliche Grüsse an Deine Gattin und Tochter Ruth
Viele Grüsse an Dagmar
Sei herzlich gegrüsst von Fritz und Tochter Edith